Wahrnehmungstraining

In unserem letzten Artikel widmeten wir uns der koordinativen Fähigkeit „Gleichgewichtsfähigkeit“ und deren Schulung. Hier deutete sich schon die wichtige Rolle der verschiedenen Analysatoren an und deren Einfluss auf den Ausprägungsgrad der verschiedenen koordinativen Fähigkeiten. So soll sich nun dieser Artikel der Schulung bzw. der gezielten Reizsetzung der verschieden Analysatoren widmen.

Die Analysatoren sind unsere körpereigenen Sensoren. Diese sind für unsere Wahrnehmungsprozesse zuständig. Sinnesreize bzw. Informationen müssen durch unsere Analysatoren aufgenommen, weitergeleitet und verarbeitet werden. Informationen, die wir aufnehmen, können zum einen optischer, akustischer und taktiler Art sowie zum anderen kinästhetischer und vestibulärer Art sein. Die Rezeptoren des kinästhetischen Analysators liegen in unseren Muskelspindeln, Sehnen und Gelenken. Dieser ist zuständig für das Bewegungs- und Lageempfinden unseres Körpers. Bei jeder unserer Bewegungen nimmt dieser Analysator die Längen, Spannungs- und Gelenkveränderungen wahr und gibt uns  so die Kontrolle über unsere Bewegungen. Der Vestibularanalysator liegt im Innenohr und gibt uns Auskunft über die Lage des Kopfes, kurz: er ist das sogenannte Gleichgewichtsorgan.

Wir stellen nun ein paar Übungen vor, in denen die Analysatoren in ihrer Arbeitsweise eingeschränkt bzw. ausgeschaltet werden. Durch solche Übungen wird die Reizaufnahme anderer Analysatoren verstärkt. Somit können sie geschult und verbessert werden.

1

Übung 1: Blindenlauf

Diese Übung wird paarweise durchgeführt. Der Person A werden die Augen verbunden. Die Person B ist zuständig für die Führung der Person A. Durch das verbinden der Augen wird der optische Analysator ausgeschaltet. Das Bewegungsgefühl (kinästhetisch sowie vestibulär) steht hier im Mittelpunkt. Daher ist es wichtig das die Person B die Person A durch unterschiedlichstes Gelände führt (gewalzte Piste, Tiefschnee, Bugel…). Die Signale  zur Bewegungssteuerung bzw. Richtungsänderungen können hierbei akkustisch (links, rechts) oder taktil (Antippen auf linker Schulter oder rechter Schulter) erfolgen.

Übung 2: Laufen mit Musik

Durch das Laufen mit Musik wird der akustische Analysator ausgeschaltet. Es entfallen akustische Informationen die z.B. Auskunft über den Schrittrhythmus geben oder über die Untergrundbeschaffenheit (Habe ich Eis oder pulvrigen Schnee unter den Füßen?) geben. Durch diese simple Übung wird der Reiz auf den kinästhetischen Analysator verstärkt. Wiederum wird das Bewegungsgefühl verbessert.

Probiert es im Training einfach mal aus und verbessert eure Technik bzw. eure koordinativen Fähigkeiten durch solche simplen Übungen. Bei Kursen in der Skischule Klingenthal bekommt ihr noch viele weitere tolle Tipps von Profis zur Verbesserung eurer Lauftechnik!

Gleichgewichtsfähigkeit beim Skirollern und Skilanglauf

Die Gleichgewichtsfähigkeit ist eine der wichtigsten koordinativen Fähigkeiten die zur sauberen Umsetzung der Skiroller- und Skilanglauftechniken benötigt wird. Sie ist bei allen Klassik-, Skating- und Abfahrtstechniken von hoher Bedeutung. Wir verstehen unter Gleichgewichtsfähigkeit die Fähigkeit, „den gesamten Körper im Gleichgewichtszustand zu halten oder während und nach umfangreichen Körperverlagerungen diesen Zustand beizubehalten bzw. wiederherzustellen“(Meinel & Schnabel, 2006, S. 217). Unterschieden wird die Gleichgewichtsfähigkeit in statisches Gleichgewicht und dynamisches Gleichgewicht.

statisches Gleichgewicht

Das statische Gleichgewicht wird hauptsächlich in Ruhe benötigt und bei sehr langsamen Bewegungen. In der Praxis kann dies z.B. die Einnahme der Startposition, in derer man ein paar Sekunden verharren muss oder das Halten der Abfahrtshocke bei langen Abfahrten sein. Dieser Gleichgewichtserhalt beruht hauptsächlich auf die Verarbeitung von Informationen des kinästhetischen und taktilen Analysators. Einen kleineren Anteil an Gleichgewichtserhalt in relativer Ruhe spielen der statico-dynamische und der optische Analysator. (vgl. Meinel & Schnabel, 2006)

dynamische Gleichgewicht

Das dynamische Gleichgewicht wird bei umfangreichen und schnellen Bewegungen benötigt. Hierfür finden wir in der Praxis viele Beispiele, z.B.  die Umsetzung der 1-2 Skatingtechnik mit aktivem Armschwung (symmetrisch), bei derer wir in der Gleitphase möglichst lange den Körperschwerpunkt über das Gleitbein bringen müssen um ein langes Gleiten zu ermöglichen. Bei solch großräumigen Lageveränderungen nimmt der statico-dynamische Analysator eine große Rolle ein. (vgl. Meinel & Schnabel, 2006)

Es ist wichtig, dass die Gleichgewichtsfähigkeit vermehrt Aufmerksamkeit im Trainingsprozess bekommt. Die Schulung ist wichtig, da ein direkter Zusammenhang zur sportlichen Leistung besteht. Dies fängt an beim Beschleunigungsempfinden und endet beim möglichst langen Gleiten auf dem Skiroller bzw. Ski (Stichwort: ökonomischer Laufstil).

Zum statischen Gleichgewicht können unterschiedlichste Positionen im Stand eingenommen werden:

  • Stehen auf ein Bein, Körperschwerpunkt direkt über die Standfläche des Skis bzw. Skirollers (in V-Stellung oder Knie Richtung Brust ziehen); wichtig: Einnahme einer hohen Hüftposition; Variationen: geschlossene Augen, leichte Störgrößen (Partner gibt leichte Schub von der Seite, von vorne, von hinten)
  • Beidbeiniger   Stand (Übungen aus der Elementarschule: auf Innen- bzw. Außenkante stehen; Körperschwerpunkt verlagern: Vor-, Zentral- und Rücklage); Variation: geschlossene Augen
  • Einnahme der Abfahrtshocke; Variation: Körperschwerpunkt verlagern: Vor-, Zentral- und Rücklage (offene od. geschlossene Augen); ein Bein heben in der Abfahrtsposition (offene od. geschlossene Augen); Abfahrtshocke in der Abfahrt
  • Einnahme unterschiedlicher Startpositionen und längeres Verharren in jener Position

Übungen zum dynamischen Gleichgewicht:

  • Leicht Schwung holen und Einnahme unterschiedlichster Positionen im Einbeinstand, Körperschwerpunkt direkt über die Standfläche des  Skis bzw. Skirollers (in V-Stellung oder Knie Richtung Brust ziehen); wichtig: Einnahme einer hohen Hüftposition; Variationen: geschlossene Augen, zunehmende Geschwindigkeit (Ebene, leichtes Gefälle, starkes Gefälle)
  • Unterschiedlichste Gleitübungen, z.B. Brustschwimmen
  • Beidbeingleiten über Bodenwellen

Viel Spaß wünscht das Team vom Skiroller-Magazin beim Ausprobieren der Übungen im Training!

Fehler in der Skatingtechnik im Skilanglauf

In diesem Artikel möchten wir häufige Fehlerquellen und Fehlerbilder in der Skatingtechnik aufzeigen, die zu Problemen in der Lauftechnik führen.

Bevor nun auf die einzelnen Fehler eingegangen wird, sollte zuerst zwischen technischen Fehlern in der Skatingtechnik bei Anfängern und Fehlerquellen bei fortgeschrittenen Skilangläufern differenziert werden. Anfängerfehler sind zumeist schnell regulierbar und erfordern häufig eine Umstellung in der Ausführung der individuellen Lauftechnik. Meist regulieren sich diese auch durch ausgiebiges Üben von selbst.

Technische Fehler in der Skatingtechnik bei fortgeschrittenen und professionellen Langläufern sind meist schwieriger zu beheben. Grund dafür ist, dass sich die Sportler meist in der sogenannten Feinstform oder variablen Verfügbarkeit der technischen Ausführung befinden. Hier sind Bewegungsabläufe eingeschliffen und koordinative (und auch konditionelle) Fähigkeiten bilden eine Symbiose mit dem Bewegungsablauf. Generell sollten Fehlerbilder der Skatingtechnik in dem Stadion der technischen Ausführung umgehend korrigiert werden. Die Möglichkeit bietet hier externe Hilfe (Videoanalyse, technische Hinweise durch externe Personen, …). Dieser Artikel wird sich aber vorrangig mit der Korrektur der häufigsten Fehlerbilder und -Quellen in der Skatingtechnik beschäftigen.

Skatingtechnik Problem 1: Der Skatingski rutsch beim Abdruck immer seitlich weg:

Dies ist einer der häufigsten Fehler bei Einsteigern in der Skatingtechnik und tritt besonders im Skilanglauf auf. Dieses Problem kann mehrere Ursachen haben:

  • Skatingski ist zu weich. Der Läufer drück den Ski „durch“ und schwimmt in Folge einer Gewichtsüberbelastung der Ski seitlich weg. Wer schon einmal mit Klassikski einzelne Skatingschritte versucht hat, der kennt das Problem. Die Lösung wäre ein passender Skatingski, der optimal auf das Gewicht des Läufers zugeschnitten ist. Man sollte zudem bedenken, dass ein Ski im Laufe der Zeit an Spannung verliert und daher nach einiger Zeit zu „weich“ wird.
  • Skatingski wird falsch belastet. Ein häufiges Fehlerbild bei Anfängern in der Skatingtechnik. Während des Abdrucks wird der Ski nicht richtig belastet bzw. die Abdruckkraft ist zu schwach. Wer diesen Fehler bei sich feststellt, der sollte zuerst die Stöcke bei Seite legen. Generell gilt, dass man versuchen sollte so oft wie möglich ohne Stöcke zu laufen, um besonders die Gleichgewichtsfähigkeit zu schulen und auszubauen. Eine Hilfsübung stellt dabei das sogenannte Fersenreiben dar. Hier versucht man nach erfolgtem Abdruck die Fersen aneinander zu führen und zu berühren, bevor der Ski wieder umgesetzt wird. Grund für eine falsche Belastung der Ski ist meist auch, dass
  • der Skatingski nicht richtig angekantet wird. Wer zu aufrecht läuft und keine Kniebeugung vor dem Abdruck einnimmt, der kann das Bein auch folglich nicht strecken und für den Vortrieb verwenden. Zudem ist aus anatomischer Sicht ein Ankanten (der Innenkante) der Ski mit gestrecktem Kniewinkel schlechter möglich als mit leichter Kniebeugung. Um den Abdruck auf der Kante in der Skatingtechnik zu schulen, empfiehlt sich der Siitonen-Schritt. Hier führt man ein Bein in der Spur und das andere Bein erzeugt den Vortrieb durch den seitlich-dynamischen Abdruck auf der Innenkante. Neben einer mangelhaften Lauftechnik können zudem die
  • äußeren Bedingungen verantwortlich sein. Auf einer vereisten Loipe ist es besonders schwer, die Innenkante der Skatingski in den Schnee zu pressen und darauf den Abdruck zu ermöglichen. Generell sollte man aber seine eigenen Fehler nicht gleich auf äußere Einflüsse zurück führen, erst recht nicht wenn andere Langläufer mühelos den scheinbar widrigen Bedingungen durch eine saubere Ausführung der Lauftechnik trotzen.

 

Skatingtechnik Problem 2: Berge sind für mich im Skating kaum zu bewältigen:

Hier sollte man zuerst seine eigenen konditionellen Fähigkeiten betrachten. Wer generell nie Sport treibt oder nur am Wochenende auf die Langlaufski steigt, der wird meist ein niedriges Niveau an Ausdauer und Kraft (speziell die Kraftausdauer) haben. Bei ambitionierten Ausdauersportlern kann die Ursache aber meist in folgenden technischen Mängeln liegen:

  • DSC03716

    Die richtige Lauftechnik ist besonders im Skating entscheidend

    Die Lauftechnik ist falsch gewählt. Vor allem Anfänger im Skating machen allzu häufig den Fehler, dass sie mit der 1:2er Pendelschritttechnik (auch genannt 1:2 symmetrisch) versuchen, am Berg zu bestehen. Diese Technik eignet sich am Berg nur für Profi (und damit sind die richtigen Profis gemeint) und wird auch meist nur zum Reinlaufen in den Berg genutzt. Generell ist die Pendelschritttechnik für die Ebene oder die leichte Abfahrt gedacht. Der Schritt ist dabei sehr raumgreifend mit einer niedrigen Lauffrequenz, einem starken und auspendelnden Armabdruck sowie mit einer relativ schmalen (und beinahe parallelen) Skistellung zu laufen. Bedenkt man nun, dass man mit dieser Teiltechnik des Skating einen steilen Anstieg absolvieren muss, so ist man hoffnungslos verloren. Abhilfe schafft die asymmetrische 1:2er Skatingtechnik (oder auch Führarmtechnik genannt). Diese Technik wird speziell im Anstieg verwendet. Die Komponente Kraft wird dabei herunter gesetzt und die Komponente Frequenz wird hochgefahren. Man kann das mit dem Radfahren vergleichen. Auch hier schaltet man am Berg einige Gänge hoch und tretet dadurch leichter. Gleiches gilt für die Skatingtechnik am Berg – nur wechselt man die Lauftechnik. Sollten aber trotz der Führarmtechnik immer noch Schwierigkeiten bestehen, so kann eine

  • zu schmale Skistellung die Folge sein. Wer die Ski in der Skatingtechnik am Berg zu parallel führt, der wird sicher auch eine sehr niedrige Frequenz laufen und zu viel Kraft einsetzen. Eine optimale Führung der Ski am Berg kann man folgender Maßen erkennen: man legt die Stöcke bei Seite und stellt sich in der Skatingposition (V-Stellung) an den Berg. Rutscht man nun nach hinten weg, so werden die Ski fälschlicher Weiße zu schmal geführt. Man sollte versuchen eine breitere V-Position (siehe Skisprung) einzunehmen. Kann man dann noch ohne Stöcke ein Paar Meter dem Berg hoch skaten, so wurde eine optimale Beinposition gewählt. Die Stöcke helfen dann nur noch, um besser und kraftsparender ans Ziel zu gelangen. Generell gilt in der Skatingtechnik, dass die Stöcke am Berg die Beinarbeit unterstützen und nicht umgekehrt. Wird die Beinarbeit falsch ausgeführt, dann hilft auch eine verstärkte Armarbeit wenig. Behebt man diese Probleme, dann optimieren sich meist auch die Probleme einer
  • zu niedrigen Lauffrequenz oder das Problem der
  • zu kraftvollen und unökonomischen Bein- und/oder Armarbeit.

Wer es dann einmal auf den Berg geschafft hat, der möchte natürlich auch wieder herunter kommen. Um jetzt noch die Abfahrtstechniken zu analysieren würde den Rahmen dieses kurzen Artikels sprengen. Jedoch entsteht bei vielen Langläufern das Problem, dass

Skatingtechnik Problem 3: in der Ebene oder in leichten Abfahrten ist der Skatingschritt nicht möglich.

Generell kann man in fast allen Abfahrten noch den Skatingschritt (also die Beinarbeit ohne Stockeinsatz) ausführen. Das sollte auch so sein, denn in der Skatingtechnik kann man (im Gegensatz zum Klassik) besonders in leichten Abfahrten zusätzlich Geschwindigkeit aufnehmen. Das häufigste Problem, weshalb die Beinarbeit bergab nicht optimal funktioniert ist

  • ein zu niedriges Niveau an (dynamischer) Gleichgewichtsfähigkeit. Besonders in Abfahrten ist es wichtig, den Ski optimal und punktuell zu belasten. Stellt man sich vor, dass man bei 40 km/h einen langen Gleitschritt ausführt, so kann dieser schnell die (einbeinige) Gleitstrecke von 10m durchbrechen. Belastet man den Ski hierbei falsch, so führt das zum Abbruch der Gleitphase oder im schlimmsten Fall zum Sturz. Soweit muss es jedoch nicht kommen. Man sollte die Beinarbeit in Abfahrten immer schulen und sich auch einmal zwingen etwas länger zu gleiten. Nur wer seine Komfortzone in Abfahrten ab und an verlässt, der kann sich in punkto dynamischer Gleichgewichtsfähigkeit verbessern.

Manchmal wird ein zu kurzer Gleitschritt auch dadurch verursacht, dass man sich einfach zu wenig zutraut. Generell sollte man immer vom Leichten zum Schweren vorgehen. Beginnen Sie mit Gleitübungen immer in leichten Anstiegen und steigern Sie sich dann hin zu steileren Abfahrten. Aber auch hier ist irgendwann in punkto aktiver Vortrieb Schluss und selbst ein Profi-Langläufer wird sicher keine schwarze Abfahrt in der Beinarbeit bewältigen (können).

Falls Sie noch Anregungen oder Fragen zu Fehlerbildern in der Skatingtechnik haben, so können Sie uns gern kontaktieren. Zudem verweisen wir auf die zahlreichen professionellen (!!!) Langlaufschulen, die Ihnen hilfreich zur Seite stehen. Wer etwas Anreisezeit mitbringt, der kann gern bei der Langlaufschule Skischule Klingenthal in Sachsen vorbei schauen und an seiner Technik feilen.