Halbschlittschuhschritt

Autor: Dipl.-Sportwissenschaftler Bob Noritsch

Die Wurzeln aller Skatingtechniken im Langlauf und somit auch im Rollski-Sport gehen bis Anfang der 80er Jahre zurück. Hier führte der Finne Pauli Siitonen die nach ihm genannte Siitonen-Technik ein. Heute auch bekannt als der Halbschlittschuhschritt. Es stellt sich nun die Frage, wie und aus welchem Grund entwickelte sich diese Technik? Neue Bewegungstechniken entwickelten sich mit dem Ziel, die Laufgeschwindigkeit zu maximieren.

„Ab 1968 führten maschinell gespurte Loipen, verbesserte Trainingsmethoden und ständige Materialverbesserungen zu einer Erhöhung des Lauftempos und zu einem vermehrten Einsatz des Doppelstockschubs“ (Hottenrott, 2004, S. 31). Diese Entwicklung ging sogar so weit, dass ganze Marathonläufe fast nur in der Doppelstockschubtechnik absolviert wurden. 1972 zeigten einige Läufer während eines olympischen Rennens in Sapporo, Beschleunigungen mittels einseitiger Schlittschuhschritte. (vgl. Hottenrott & Urban, 2004)

Pauli Siitonen gewann später mit seiner Technik einige World-Loppet-Volksläufe. Bei der einseitigen Ausstelltechnik von Siitonen, bleibt ein Ski in der Loipe und vom anderen ausgescherten Ski erfolgt der vortriebswirksame Beinabstoß. Unterstützt wird dieser von einem Doppelstockschub. Gesprochen wird hier vom Übergang von der Spur hin zur halben Spur. Aus der Siitonen-Technik entwickelten sich schnell die heute bekannten Skatingtechniken. Sozusagen gelang der Sprung von der halben Spur auf die gewalzte Strecke schnell.

Bill Koch, ein Amerikaner, dominierte mit den neuen Skatingtechniken den Gesamtweltcup 1982. Der Stellenwert der Skatingtechniken gegenüber den klassischen Techniken nahm immer weiter zu und gipfelte 1985 zur Nordischen Skiweltmeisterschaft in österreichischen Seefeld. Hier wurden alle Medaillen in den Skatingtechniken bzw. Schlittschuhschritttechniken gewonnen. Aus diesem Grund werden seit 1985 Wettkämpfe im Skilanglauf in klassischen Stil und in freien Stil ausgetragen. (vgl. Hottenrott & Urban, 2004)

Dieser kleine Exkurs in die Geschichte der Entwicklung der Skating-Techniken verdeutlicht, dass die Siitonen Technik den Ursprung aller späteren Skating-Techniken darstellt. Simultan erfolgte natürlich auch die Einführung der Skatingtechniken in den Rollski-Sport, der damals nur als Trainingssport zur Wintervorbereitung der Langläufer diente.

Der Einsatzbereich des Halbschlittschuhschrittes ist auch heute noch vielfältig. Die Technik kommt bei aktiven Abfahrten, Richtungsänderungen, in der Ebene sowie in leichten Anstiegen zum Einsatz. Sie wird auch eingesetzt bei Übergängen zwischen den einzelnen Streckenprofilen. Durch die Fülle an Skatingtechniken die es im Langlauf und im Rollski gibt wird der Halbschlittschuhschritt meistens nur noch bei Überholvorgängen und bei Beschleunigungen vor der Abfahrtshocke angewandt. Viele Bezeichnungen konkurrieren seit Jahren, beispielsweise Siitonenschritt, Halbschlittschuhschritt und Finnstep. Allein mit dem Hintergrund der Bewegungsstruktur dieser Technik sollte die Bezeichnung Halbschlittschuhschritt verwendet werden.

Die Bewegungsstruktur des Halbschlittschuhschrittes gliedert sich nach Hottenrott & Urban (2004, S. 228/229) in die Vorbereitungsphase, Arm- und Beinabstoßphase sowie Gleitphase.

Vorbereitungsphase

Der Körperschwerpunkt befindet sich zentral bzw. Senkrecht über den Gleitski. Das Abdruckbei wird schräg in Bewegungsrichtung ausgestellt. Nun beginnt langsam die Gewichtsverlagerung auf das zukünftige Abdruckbein. Hierbei werden die Stöcke und die Lauffläche nahezu gleichzeitig aufgesetzt (flacher Aufsatz der Ski / Skiroller). Der Körperschwerpunkt wird zur Abstoßvorbereitung abgesenkt. Gleichzeitig wird Druck auf die Stöcke aufgebaut und der Oberkörper wird leicht gebeugt.

Arm- und Beinabstoßphase

Das Abstoßbein wird in den Gelenken Sprung, Knie und Hüfte vollständig gestreckt. Unterstützend zum Beinabstoß erfolgt ein leicht versetzter Doppelstockschub. Gleichzeitig wird das Körpergewicht bzw. der Körperschwerpunkt auf das in der Spur befindende Gleitbein zurück verlagert.

Gleitphase

Während der Gleitphase wandert der Körperschwerpunkt vollständig über die Standfläche des Skirollers bzw. des Skis zurück. Gleichzeitig werden die Arme vorgeschwungen und der Oberkörper aufgerichtet. Das Standbein wird gestreckt, sodass die Hüfte eine hohe Position einnimmt. Der Sportler gleitet sozusagen frei über den Ski bzw. Skiroller und bereitet simultan den nächsten Beinabstoß vor

Die Siitonen-Technik anschaulich als Video-Clip der Skischule Klingenthal:

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